Wurden Sie schon einmal mit dem Begriff Polyneuropathie konfrontiert?
Polyneuropathie ist eine Erkrankung der Peripherienerven, sie betrifft sowohl motorische, als auch sensitive Nerven.
Wie entsteht diese Erkrankung?
Die Ursachen sind sehr heterogen. Die Erkrankung entsteht durch Auswirkungen von verschiedenen endogenen und exogenen Einflüssen.
Zu diesen zählen entzündliche, metabolische, toxische, immunpathogene Ursachen, Mangel an Vitaminen und Nutritionsdefizit. Ferner sind das neurodegenerative und paraneoplastische Einflüsse.
Betroffen werden hauptsächlich Extremitäten, und zwar vor allem die unteren Glieder. Die klinischen Symptome sind am häufigsten an unteren (distalen) Gliederteilen, also an Händen und Füssen, vor allem an Fingern und Zähen.
Man kann sagen, dass es sich um eine verhältnismäßig häufige Erkrankung handelt, sie ist z.B. ein häufiges Symptom von Systemerkrankungen. Mit zunehmendem Alter kommt sie häufiger vor. Einerseits nimmt mit dem Alter das Vorkommen einiger Krankheiten zu, andererseits steigt auch die „Abnützung“ der Nerven.
Die häufigsten Ursachen der peripheren Neuropathie sind Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) und Alkoholismus. Sie macht sich auch oft bei Erkrankungen der Schilddrüse, bei Borreliose, beim Mangel an Vitamin B 12, bei Geschlechtskrankheiten und AIDS bemerkbar. Neurotoxisch wirkt sich auch Chemotherapie aus, hier werden meistens die Empfindlichkeitsfäden betroffen und die Beschwerden klingen bei den meisten Patienten nach Beendigung der Behandlung ab. Auch Suchtstoffe haben eine ungünstige Wirkung auf das Nervensystem.
Bei der Zuckerkrankheit des 2. Typs wird die Neuropathie im Anfang bei rund 6 %, nach 10 Jahren bei 20-50 % diagnostiziert. Dies hängt von der Kompensation der Zuckerkrankheit und von der Einstellung des Patienten zur Diät ab. Jeder Patient mit Diabetes Mellitus sollte also 1x jährlich zur neurologischen Untersuchung angewiesen werden.
Bei Alkoholismus ist die Affinität des Nervensystems bei Einzelpersonen unterschiedlich, so dass nicht angegeben werden kann, welche Dosis bereits schädlich ist.
Bei einem Verdacht auf diese Erkrankung ist eine gründliche Anamnese zur Unterscheidung von eventuellen weiteren Erkrankungen, die das Nervensystem und die Nerven-Muskel-Verbindung betreffen, erforderlich. Der Arzt muss auch alle Arzneimittel wissen, die der Patient nimmt. Bei der klinischen Untersuchung wird die typische Empfindlichkeits- und Mobilitätsstörung festgestellt, die symmetrisch, asymmetrisch und auch multifokal sein kann.
Der Arzt komplettiert diese klinische Untersuchung um die Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit und um komplette Laboruntersuchung. Die Diagnostik ist relativ einfach und hilft zur Unterscheidung des Typs der Neuropathie. Sie sollte einem Neurologen anvertraut werden, der über die größten Kenntnisse dieser Problematik verfügt.
Die klinischen Symptome der Neuropathie machen sich bei einem Befall der sensitiven Fäden durch reduzierte Empfindlichkeit (Taubheitsgefühl), auch durch Kribbeln, Brennen und andere unangenehme Gefühle, manchmal auch durch unangenehme Schmerzhaftigkeit, bemerkbar.
Bei einem Befall der motorischen Fäden wird die feine Motorik der oberen Extremitäten schlimmer, allmählich erscheinen paretische Symptome. An den unteren Extremitäten beschwört sich der Patient über Stolpern, Unmöglichkeit eines schnelleren Gangs und Laufs.
Es können auch Gangstörungen erscheinen, wo der Patient über Gleichgewichtsstörungen, insbesondere beim Gang in Dunkelheit oder bei Dämmerung klagt.
Die Behandlung nach der Feststellung der Ursache der Neuropathie wird in der ersten Reihe auf die Behandlung der Grunderkrankung, die zur Polyneuropathie führt, und anschließend auf Linderung der unangenehmen Schmerzen vom Typ des unangenehmen Brennens und Kribbelns ausgerichtet, da diese zur Unbequemlichkeit des Patienten führen.
Es ist festzustellen, dass bis auf einige Typen insbesondere der akuten Neuropathie die Behandlung vorläufig nur unterstützend und symptomatisch ist. Ein Bestandteil der Behandlung sollte Physiotherapie und Rehabilitation sein.
Die Ergebnisse der Behandlung sind besser, wenn sich der Patient zur Untersuchung rechtzeitig einstellt, wo die Symptome nicht voll entwickelt sind. Die Art der Behandlung wird dann aufgrund der Untersuchung und der Symptome durch den Neurologen festgelegt. Es handelt sich jedoch um eine langfristige Behandlung, deren Ziel die Linderung der vorhandenen Symptome, je nach Möglichkeit Verhinderung der schlimmer werdenden klinischen Symptome, ist. Die Zusammenarbeit des Patienten, z.B. konsequente Diät im Falle der Zuckerkrankheit, Gewichtsabnahme oder absolute Abstinenz vom Alkohol, sind jedoch unerlässlich.
Dieser Artikel wurde verfasst von:
Dr. Jana Beck
Fachärztin für Neurologie
Facharztzentrum Hagenbrunn, Salzstraße 9, 2102 Hagenbrunn
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