Sind Ihre Finger in der Früh so steif, dass Sie nicht imstande sind, den Wecker auszuschalten?
Haben Sie Probleme mit Zumachen der Knöpfe oder mit Einfädeln des Zwirns in die Nadel?
Passiert es, dass Sie in der Nacht durch Schmerzen geweckt werden und Ihre Finger durchschütteln oder massieren müssen, damit die Schwierigkeiten nachlassen und Sie wieder einschlafen können?
Falls Sie all diese Fragen mit Ja beantwortet haben, kann sein, dass Sie an das sog. Syndrom des Karpaltunnels leiden.
Es handelt sich um eine verhältnismäßig übliche Erkrankung, wo der Nervus medianus im Handgelenkbereich durch verschiedene Einflüsse zusammengedrückt wird. Dies macht sich durch Schmerzen insbesondere der Ersten drei Finger bemerkbar.
Betroffen werden die beiden Geschlechter, häufiger jedoch Frauen. Das Zusammendrücken entsteht bei einer erhöhten Anstrengung, bei Arbeiten mit Schwingungsanlagen, nach Handfrakturen oder z.B. bei rheumatischer Arthritis.
Das Vorkommen ist aufgrund der hormonalen Änderungen in der Schwangerschaft und in der Menopause oder auch bei einer geminderten Schilddrüsenfunktion häufiger. Man muss auch daran denken, dass das Syndrom des Karpaltunnels das erste Zeichen der Zuckerkrankheit sein kann, in diesem Fall wird jedoch nicht nur der Nervus Medianus betroffen, es handelt sich jedoch wahrscheinlich um ein Anfangssymptom einer allgemeinen Nervenerkrankung, der sog. Polyneuropathie, und neben dem Kribbeln und Brennen der Hände erscheinen ähnliche Anzeichen auch an den unteren Extremitäten.
Falls Sie die Beschwerden bereits seit einer längeren Zeit haben, können die Schmerzen auch zum Ellenbogen oder sogar bis zur Schulter ausstrahlen, wenn sich die Schmerzen im Gegenteil in der entgegengesetzten Richtung, d.h. aus der Halswirbelsäule nach unten in die Finger verbreiten, liegt das Problem wahrscheinlich höher, gerade im Bereich der Halswirbelsäule.
Wenn Sie an ähnlichen Beschwerden leiden, ist es zuerst wichtig, den Mut dazu aufzubringen und einen Neurologen zu besuchen. Wird die Erkrankung im Anfang erfasst, ist sie sehr gut und kurzfristig schaffbar. Die neurologische Grunduntersuchung ist völlig schmerzlos, schnell und ermöglicht eine schnelle Diagnose, was oft bereits bei einem kurzen Gespräch möglich ist.
Der nächste Schritt ist die Überweisung zur elektrodiagnostischen Untersuchung, sog. Nervenleitgeschwindigkeit. Diese Untersuchung ist nicht invasiv, einfach durchführbar und erfordert keine spezifische Vorbereitung. Bei einer Bestätigung der Diagnose gehen wir immer zuerst konservativ vor. Was zu Beginn ausreichend ist, ist ein Ruheregime, Schonen der Hand und Tragen einer Spezialorthese während des Schlafens.
Lassen die langwierigen Beschwerden nicht nach oder machen sich bereits einer Schwächen der Hand bemerkbar oder bei Schwierigkeiten bei der Leistung laufender Tätigkeiten ist eine Operationslösung erforderlich. Der Eingriff ist einfach, erfolgt in einer lokalen Anästhesie, und zwar in den meisten Krankenhäusern ambulant. Das Ziel ist eine Entspannung des Nervs durch Durchschneiden des Querbandes im Handgelenk.
Die Rekonvaleszenz stellt ein vier- bis sechswöchiges Ruheregime dar. Um die Bewegungsfähigkeit der Hand zu erhalten, ist dies jedoch keine verlorene Zeit. Denn nach Worten von Karl Ludwig Börne: Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit.
Dieser Beitrag wurde verfasst von:
Dr. Jana Beck
Fachärztin für Neurologie, Oberärztin im Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf
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